AGID
Austrian Gas Infrastructure Day
Der Austrian Gas Infrastructure Day (AGID) informiert alle Marktteilnehmer:innen über die aktuellen Themen der österreichischen Gasinfrastruktur. Dabei werden neue sowie laufende Projekte präsentiert und die aktuelle Kapazitätssitution im Verteilergebiet und Fernleitungsnetz vorgestellt.
Der AGID bietet dem Markt einen aktuellen Überblick über die notwendige Weiterentwicklung des österreichischen Gasnetzes für die Erreichung der Klimaneutralität 2040.
An der Schnittstelle von Marktteilnehmern und Behörden fördert der Austrian Gas Infrastructure Day die effiziente und koordinierte Netzentwicklung.
Rückblick – Der AGID 2024
Floridsdorfer Hauptstraße 1
1210 Wien
Teilnehmer:innen
Rückblick – Der AGID 2024
Am AGID 2024 wurden die Konsultationsfassungen der Langfristigen und integrierten Planung (LFiP) sowie des Koordinierten Netzentwicklungsplans (KNEP) von Vartan Awetisjan (AGGM), Johannes Misensky (AGGM), Claudia Kafka (Gas Connect Austria) und Thomas Höfling (TAG GmbH) vorgestellt. Die Konsultation ist bis 29. November 2024 gelaufen. Nach der Einarbeitung Ihrer Stellungnahmen werden LFiP und KNEP bei E-Control zu Genehmigung eingereicht.
LFiP und KNEP-Projekte
AGGM plant als Markt- und Verteilergebietsmanager in Kooperation mit den Gas- und Stromnetzbetreibern die Gasinfrastruktur mit einem integrierten Ansatz, der sämtliche Energiesektoren berücksichtigt. Mit den 103 in den Infrastrukturplänen enthaltenen Projekten wird die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit in Österreich abgesichert und es werden auch die Weichen für die Energiezukunft gestellt. Die Projekte „WAG Teil-Loop 1“ der Gas Connect Austria und „TAG Reverse Flow Capacity Increase“ der TAG GmbH können die Importkapazitäten aus Deutschland und Italien signifikant erhöht. Die notwendige Diversifikation der Lieferrouten wird damit ab 2027 unterstützt.
In den betrachteten Szenarien muss in den kommenden Jahren von einem signifikanten Rückgang des Methan-Transportbedarfs ausgegangen werden. Dennoch werden gasförmige Energieträger in einem dekarbonisierten Energiesystem eine wesentliche Rolle spielen. Der auf Basis der umfassenden Bedarfserhebung 2024 prognostizierte Methanbedarf für 2024 beträgt rd 36 TWh, für Wasserstoff leitet sich aus der Bedarfserhebung bis dahin ein Anstieg des Bedarfs auf 41 TWh ab.
Das Gelingen der Energiewende in der Pipeline setzt einerseits den Hochlauf der Produktion von Biomethan und Wasserstoff – in Österreich und auch international – voraus. Andererseits ist die Verfügbarkeit einer leistungsstarken Gasinfrastruktur für den Import aus diversifizierten Quellen und für die Aufnahme regionaler Produktion erneuerbarer Gase zwingend notwendig. Der Rückgang des Methanabsatzes, 2023 lag dieser noch bei 75 TWh - ermöglicht, bestehende Gasleitungen für den Transport von Wasserstoff kosteneffizient umzubauen und mit dem Zubau von H2-Ready-Gasleitungen parallele Methan- und Wasserstofftransportnetze aufzubauen.
H2-Roadmap 2.0
Um diese Entwicklung schon jetzt in den Planungen des Gasnetzes berücksichtigen zu können, wurde die H2-Roadmap überarbeitet und als H2-Roadmap 2.0 am AGID 2024 präsentiert. Durch die genaue Kenntnis, wo sich künftig Wasserstoffverbrauch und -produktionsstandorte befinden werden, kann ein optimierter Entwicklungspfad für das Gasnetz identifiziert werden, der einerseits ermöglicht
- den verbleibenden Methantransportbedarf weiterhin versorgungssicher abzudecken, wobei das Gasnetz auch für die Aufnahme der dezentralen Biomethanproduktion eine wesentliche Rolle spielen wird und andererseits gewährleistet,
- dass das aufzubauende Wasserstoffnetz zu einem möglichst hohen Anteil aus umgewidmeten, adaptierten Gasleitungen besteht und der Neubauanteil gering gehalten werden kann.
Die damit verbundene Redimensionierung des bestehenden Gasnetzes für den Methantransport und der Aufbau des Wasserstoffnetzes aus dem bestehenden Netz heraus, spart langfristig Kosten für die Netzkunden für beide Energieträger. Die Redimensionierung des Gasnetzes für den Methantransport in Zahlen: Bis 2040 werden 1.420 km Gasleitungen werden aus dem bestehende Methannetz herausgelöst und für den Wasserstofftransport adaptiert, nur rd 730 km müssten für die Komplettierung eines Wasserstoffnetzes neu gebaut werden. Die Lastflusssimuationen der AGGM zeigen: Mit dieser Netzkonfiguration ist gewährleistet, dass sowohl der verbleibende Methantransportbedarf als auch der jetzt bekannte künftige Wasserstofftransportbedarf abgedeckt werden kann.
Obwohl die Planungen AGGM und der Netzbetreiber bereits ein klares Bild liefern, wann es wo welche Infrastruktur braucht, ist die Sicherheit für potenzielle Wasserstoff-Einspeiser und Wasserstoffkunden, auf die Verfügbarkeit dieser Transportmöglichkeiten zu vertrauen, nicht gegeben, da die Rollenverteilung für einen funktionierenden Wasserstoffmarkt noch nicht festgelegt wurde. Die für 2025 geplante Umsetzung des im Frühjahr 2024 beschlossenen Gaspakets der EU bringt hier hoffentlich bald Klarheit und schafft auch die Rahmenbedingungen, die die Finanzierung der notwendigen Infrastrukturmaßnahmen ermöglicht. Mit der gut ausgebauten Transport- und Speicherinfrastruktur für gasförmige Energieträger ist Österreich gut positioniert, für den entstehenden zentraleuropäischen Wasserstoffmarkt eine Drehscheibenfunktion aufzubauen, diese Chance sollte im Interesse des Wirtschaftsstandorts Österreich unbedingt genutzt werden.
Weitere AGID-Highlights
Die Herausforderungen für das Gelingen der Energiewende betreffen alle Sektoren. Gerhard Christiner, Vorstandssprecher der APG, hat mit seinem Eingangsstatement insbesondere auf die Dringlichkeit von funktionierenden Rahmenbedingungen für den unbedingt erforderlichen Ausbau der Stromnetze und einer sektorübergreifenden Infrastrukturplanung hingewiesen. Dazu passend hat Philip Worschischek aus dem AGGM-Infrastrukturteam einen spannenden Ausblick auf die Energiesystemmodellierung und deren Potential für die Infrastrukturplanung hingewiesen.
Einen Einblick in sein beeindruckendes Projektportfolio hat Franz Helm, Geschäftsführer der Verbund Green Hydrogen GmbH gegeben. Der Hochlauf der Wasserstoffproduktion, regional und international steht in den Startlöchern, wichtig dabei ist die Synchronisation der Investitionsentscheidungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, angefangen bei der Wasserstoffproduktion bis zum Wasserstoffabnehmer. Die Wasserstofftransportinfrastruktur spielt dabei eine wesentliche Rolle und die gesicherte Verfügbarkeit des Wasserstofftransports ist die notwendige Voraussetzung dafür, dass der gordische Knoten durchtrennt werden kann.
In Deutschland ist man mit dem Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur bereits eine paar Schritte weiter als in vielen anderen Regionen Europas: das Kernnetz steht fest und die Finanzierungsmöglichkeiten des Infrastrukturumbaus sind mit dem Amortisationskonto schon deutlich konkreter definiert. Details dazu hat Richard Unterseer vom deutschen Fernleitungsnetzbetreiber bayernets vorgestellt.
Ein weiteren Blick in die Energiezukunft haben Christian Schützenhofer vom Austrian Institute of Technology und Helmut Wernhart, Abteilungsleiter in der AGGM geliefert. Im Auftrag des BMK wurde die Machbarkeitsstudie über ein CO2-Sammel- und Transportnetz in Österreich erstellt. Die Ergebnisse mit konkreten Netzkonzepten für den CO2-Transport in Österreich von den CO2-Quellen zu den CO2-Senken liefern wertvollen Input für die Weiterentwicklung der Carbon Management Strategie Österreichs.
Welche Netze braucht die Energiewende?
Im abschließenden Diskussionspanel haben Wolfang Anzengruber, Beiratsvorsitzender der Hypa – Hydrogen Partnership Austria, Andreas Drescher, Vice President Decarbonisation RHI Magnesita, Judith Neyer, Abteilungsleiterin Strategische Energiepolitik im BMK sowie Stefan Wagenhofer, Geschäftsführer der Gas Connect Austria ihre Perspektiven auf die Herausforderungen der Energiesystemwende eingebracht. Der Succus aus der Diskussion: Wir müssen ins Tun kommen, um die Klimaziele zu erreichen und den Wirtschaftsstandort Österreich attraktiv zu halten. Der rechtzeigtige Umbau der Energieinfrastruktur ist dafür eine notwendige Voraussetzung. Die Setzung der dafür erforderlichen Rahmenbedingungen muss über alle politischen Grenzen hinweg rasch auf den Boden gebracht werden.
Wir danken allen Gastvortragenden und Panelteilnehmer:innen die mit ihren spannenden Beiträgen wesentlich zum Gelingen des AGID 2024 beigetragen haben, der mit 150 Teilnehmer:innen vor Ort und 100 online-Teilnehmer:innen alle bisherigen AGID-Rekorde in den Schatten gestellt hat!
Natürlich stehen LFiP, KNEP sowie sämtliche Präsentationen zum download bereit und natürlich freuen wir uns über Feedback und Stellungnahmen unter netzplanung@aggm.at!
Sprecher:innen
- Michael Woltran | AGGM
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Gerhard Christiner | Austrian Power Grid AG
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Claudia Kafka | Gas Connect Austria
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Johannes Misensky | AGGM
- Thomas Höfling | TAG GmbH
- Vartan Awetisjan | AGGM
- Philip Worschischek | AGGM
- Franz Helm | Verbund Green Hydrogen GmbH
- Richard Unterseer | Bayernets GmbH
- Christian Schützenhofer | AIT Austrian Institute of Technology GmbH
- Helmut Wernhart | AGGM
- Mag. Bernhard Painz | AGGM
- Wolfgang Anzengruber | HyPA Hydrogen Partnership Austria
- Stefan Wagenhofer | Gas Connect Austria GmbH
- Judith Neyer | Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
- Andreas Drescher | RHI Magnesita
Unterlagen zum Download
- Eingangsstatement Gerhard Christiner, Vorstandssprecher Austrian Power Grid AG
- Koordinierter Netzentwicklungsplan (KNEP) 2024
- Langfristige und integrierte Planung (LFiP) 2024
- Ausblick auf die zukünftige Energiesystemmodellierung
- Impulsreferat Franz Helm, Geschäftsführer Verbund Green Hydrogen GmbH
- H2 Roadmap 2.0 für die Netzinfrastruktur in Österreich
- Aufbau Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland
- Machbarkeitsstudie für ein CO2 Sammel- und Transportnetz in Österreich, AIT
- Machbarkeitsstudie für ein CO2 Sammel- und Transportnetz in Österreich, AGGM
- Konsultationsfassung der Langfristigen und integrierten Planung 2024
- Konsultationsfassung des Koordinierten Netzentwicklungsplans